Konfuzianismus und politische Ideengeschichte der japanischen Frühmoderne

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Geistesgeschichte im Rahmen der Japanologie legte herkömmlicherweise ihren Schwerpunkt auf das Denken herausragender Philosophen oder „Denker“. Die Ansichten und Wertorientierungen der „einfachen Leute“ kamen in der Regel nicht ins Sichtfeld. Das betrifft Studien zum Konfuzianismus der Edo-Zeit in ganz besonderer Weise.

Obwohl seit Beginn der 1960er Jahre viel getan wurde, um die Rolle zu erhellen, die konfuzianisches Denken im Japan der Frühmoderne spielte, und vor allem das Bild zu modifizieren, nach dem dieses als eine Art offizielle Ideologie von der Tokugawa-Herrschaft gefördert wurde und als Ergebnis daraus Denken und Verhalten aller Segmente der Gesellschaft dominierte, wird gerade diese Sichtweise noch immer von vielen Wissenschaftlern und Studenten vertreten. Bitô Masahide, Watanabe Hiroshi und andere haben viel geleistet, um die Rezeption konfuzianischer Vorstellungen im Edo-zeitlichen Japan und ihre fehlende Kongruenz zu den dort herrschenden gesellschaftlichen Verhältnissen aufzuarbeiten.  Konfuzianischen Gelehrten wurde oft wenig Achtung entgegengebracht, und sie hatten in der Regel weder auf der Ebene lokaler Fürstentümer noch in der Regierung des Shôgunats viel Mitspracherecht. Wie Ujiie Mikito zeigt, führt eine Liste von Experten im Dienst der Regierung am Ende des 17. Jahrhunderts konfuzianische Gelehrte in derselben Stufe des Ansehens und der Besoldung wie Samurai auf, die für das Testen neuerworbener Schwerter verantwortlich waren.

Diese Beobachtungen bedeuten aber nicht, dass konfuzianische Gedanken im frühmodernen Japan gar keinen Eingang in die Vorstellungswelt und das Verhalten der Zeitgenossen gefunden hätten. Das Projekt setzt sich zum Ziel, den konfuzianischen Einflüssen auf den Gebieten der Ethik und der Politik und ihrer Rezeption in einem weiteren Umfeld als den engen Kreisen der konfuzianischen Gelehrten nachzugehen.