Dr. Frank Käser (Berlin): "Japan und die Anfänge der Rot-Kreuz-Bewegung"


Die Geschichte des Japanischen Roten Kreuzes wurde bislang vornehmlich aus westlicher Perspektive geschrieben. Dieser Umstand trifft auch auf die japanischsprachige Forschung und Literatur zu, der ein eurozentrisches und teleologisches Geschichtsbild zu Grunde liegt. Die Historiographie des Roten Kreuzes ist dabei von der eigenen Erinnerungskultur beeinflusst worden, die auch im japanischen Falle das dominierende Narrativ darstellt. Dabei hat die Forschung bislang strukturelle Merkmale und globale Verhältnisse der Geschichte des Roten Kreuzes vernachlässigt. Begreift man das Jahr 1863 jedoch nicht als Gründungsjahr des Roten Kreuzes, so lässt sich die Entstehung des Roten Kreuzes als ein Prozess begreifen, der weltweit von Diversität und Pluralität geprägt war. Im angekündigten Vortrag möchte ich den Beginn der Rot-Kreuz-Bewegung in Japan unter alternativen Gesichtspunkten vorstellen und aufzeigen, dass das Rote Kreuz in Japan nicht durch einen einzigartigen Gründungsakt entstanden ist, sondern als das Ergebnis einer Entwicklung anzusehen ist, die sich bis 1905 hinzog. 

Kurzvita Frank Käser:
Frank Käser, Studium der Geschichte und Japanologie in Würzburg, Trier und Berlin. Von 2009 bis 2013 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Ostasiatischen Seminar der Freien Universität Berlin in der Fachrichtung Japanologie im Arbeitsbereich von Frau Prof. Dr. Irmela Hijiya-Kirschnereit. Abschluss des Promotionsverfahrens über „Japan und das Rote Kreuz 1867-1905“ an der Freien Universität Berlin im Juni 2014. Gegenwärtig freiberufliche Tätigkeit als deutsch-japanisch-Dolmetscher und -Übersetzer und -Kulturvermittler und Studium der Archivwissenschaft an der FH Potsdam. Arbeitsschwerpunkte: Geschichte der deutsch-japanischen Beziehungen, Medizingeschichte und Geschichte des Roten Kreuzes.

Veröffentlichungen:

  • Wilhelm Solf. Erster deutscher Botschafter in Tokyo nach dem großen Krieg, in: Ferne Gefährten. 150 Jahre deutsch-japanische Beziehungen, hg. v. Curt-Engelhorn-Stiftung für die Reiss-Engelhorn-Museen, Regensburg: Schnell&Steiner 2011, S. 207 f.
  • (als Herausgeber) Deutschland und das Große Kantō-Erdbeben von 1923. Quellen aus deutschen Archiven (OAG Taschenbuch Nr. 100), OAG Tokyo/München: iudicium, 2014.
  • Adolf Henle (1864-1936) und die deutsche Rot-Kreuz-Expedition 1905 in Japan, in OAG Notizen 10/2014, S. 23-39.

Datum: Donnerstag, 21. Januar 2016, 18:00 c.t.
Ort: Campus Bockenheim, Juridicum, Raum 717

Literaturhinweis: Frank Käser: "A civilized nation: Japan an the Red Cross 1877-1900". In: European Review of History: Revue europeénne d'histoire


Bild: Das Abzeichen der Vorgängergesellschaft des Japanischen Roten Kreuzes (Haku-Ai-Gesellschaft) 1877-1887.
Quelle: Japanese Red Cross Society (Tokyo), Sekijūji Jōhō Puraza.