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Im Mittelpunkt von Forschung und Lehre der Japanologie Frankfurt stehen das vormoderne und das moderne / gegenwärtige Japan. Methodisch beruft sich die Frankfurter Japanologie auf ein solides philologisch-literaturwissenschaftliches sowie ein kultur- und ideengeschichtliches Repertoire, das in der Betonung der sprachlichen Komponente die Basis adäquater Japan­forschung darstellt. Der Kanon klassischer philologisch-literaturwissen­schaftlicher / ideen­geschicht­licher Forschung wird um das Spektrum kulturwissenschaftlicher Thematik erweitert. Die Reflexion der Zeitgebundenheit von Forschungsansätzen und die präzise Begründung der Neuerarbeitung eines für die jeweilige Themenstellung geeigneten theoretischen Analyse­instrumentariums gehören zur japanologischen Grundausbildung in Frankfurt.


Literatur- und Kulturwissenschaft

Im Detail befassen wir uns innerhalb des Literaturschwerpunktes mit der japanischen Literatur der klassischen Moderne und der Gegenwart – bis hin zu den aktuellen Strömungen der zeitgenössischen japanischen Literaturszene; bislang wurden in Seminaren z.B. die Autoren Uchida Hyakken, Mishima Yukio, Ôe Kenzaburô und Murakami Haruki besprochen. Doch nicht nur Einzelautoren stehen im Mittelpunkt von Lehre und Forschung, sondern vor allem Fragen der Kanonisierung, der Literaturgeschichte, des Stellenwerts der japanischen Literatur innerhalb einer Weltliteratur, der Forschungsgeschichte, der literaturwissenschaftlich-japanologischen Theoriebildung, den Lesarten von Literatur, des Literaturmarktes und der Übersetzungstheorie/ Übersetzungspraxis. Ebenso werden Bezüge der literarischen Themenbildung mit dem gegenwärtigen Kulturdiskurs/makrosoziologischen Diskurs gesichtet; dabei gilt es, die einschlägigen Diskursfelder „Asien“, „Orientalismus/Selbstorientalismus“ - oder gegenwärtig „Alter“ und „Prekariat“ - zu sondieren und zu bewerten. Im literaturhistorischen Bereich ergeben sich zahlreiche Schnittpunkte zur Ideengeschichte, die interdisziplinäre Felder wie „Religion und Literatur“ oder „Weltanschauung im modernen Japan“ eröffnen.

Während sich die kulturwissenschaftliche japanologische Forschung in Frankfurt mit den Themenbereichen „Religion und Literatur“, „Zeitgenössische japanische Literatur im Zeichen von J-Bungaku“ und "Roboterdiskurse in Japan" als soweit innovativ erwies, dass sie Impulse nicht nur im Inland, sondern auch in Übersee setzen konnte, arbeitet sie derzeit auch an der Erschließung weiterer Kontexte wie „J-Lifestyle“ und - im Rahmen einer japanologisch-kulturwissenschaftlichen Technikforschung - am Thema „Technik und Innovation in Japan“.


Kultur- und Ideengeschichte

Durch die Erweiterung um eine Professur für Kultur- und Ideengeschichte sind ab dem Sommersemester 2009 neue Arbeitsbereiche hinzugekommen, die in der frühen Neuzeit Japans angesiedelt sind. Im Mittelpunkt stehen dabei insbesondere Fragen der theoretischen und praktischen Ordnungsentwürfe. Während es einerseits um Ethik und die Normen des menschlichen Zusammenlebens in Auseinandersetzung mit der chinesischen und europäischen Gelehrtenkultur geht, wird andererseits der Blick auf die verschiedenen Formen der Ratgeberliteratur mit ihren Angeboten für die Bewältigung des konkreten Alltagslebens gerichtet. So wird beispielsweise das “Kulturthema Essen” von der Seite der historischen Entwicklung der Ernährungsweise ebenso betrachtet wie von der Frage der Tischnormen und ihrer sozialgeschichtlichen Bedeutung her. In Verschränkung mit Fragen der Wissenschaftsgeschichte hat sich auch die Auseinandersetzung mit diätetisch-medizinischem Wissen in diesem Genre als lohnend erwiesen und die Frage nach der Verbreitung von Fachwissen über die Welt der Gelehrten hinaus im frühneuzeitlichen Japan eröffnet. Ein ganz neues Forschungsthema des Faches Japanologie in Frankfurt ist die Auseinandersetzung mit der Geschichte der Kindheit und  Kindheitsbildern in Japan.