Fachgeschichte

Entwicklung der Japanologie in Frankfurt

Die Ostasienforschung in Frankfurt nahm im Jahr 1925 ihren Anfang, als der bekannte Chinakundler Richard Wilhelm (1873-1930) zum Direktor des China Instituts e.V. bestellt wurde. Auf Wilhelm folgte Erwin Rouselle (1890-1949). 1942 wurde ein sinologischer Lehrstuhl gegründet, den Prof. Carl Hentze (1883-1975) bis 1954 innehatte. Im Jahr 1960 wurde Prof. Dr. Otto Karow auf den Lehrstuhl für Ostasiatische Philologien berufen, er vertrat die Fächer Sinologie und Japanologie in Personalunion. Von 1981 bis 2000 lehrte und forschte der Japanologe Prof. Dr. Ekkehard May im Institut für Orientalische und Ostasiatische Philologien des damaligen FB 11: Ost- und außereuropäische Sprach- und Kulturwissenschaften der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt; das Forschungsgebiet Ekkehard Mays war die vormoderne japanische Literatur, in erster Linie die Literatur der Edo-Zeit (1600-1868), weitere Studiengebiete waren die Druck- und Verlagsgeschichte, die vormodernen Schriftformen und haikai; May übersetzte zudem japanische Gegenwartsliteratur (Furui Yoshikichi: „Der Heilige“, 1993).

Nachruf Otto Karow


Neugestaltungsphase 2003-2008

Im Sommersemester 2003 wurde Prof. Dr. Lisette Gebhardt (Forschungs- und Lehrgebiet moderne japanische Literatur) als Fachvertreterin der Japanologie am FB 09 Sprach- und Kulturwissenschaften berufen. Die Neugestaltung des Fachs trug auch den stetig steigenden Studierendenzahlen Rechnung und umfasste die Entwicklung eines innovativen Konzepts japanologischer Forschung, die Erweiterung der Lehrinhalte, den Ausbau der Bibliothek, die Aktivierung des akademischen Lebens, die Konsolidierung und den Ausbau des Mitarbeiterbestandes sowie die Ergänzung der Sprachdidaktik durch das Einrichten eines E-Learning-Programms (Initiative „E-Japanologie“) und die Erweiterung der Kurse im Bereich japanischer Sprache. Die Aufbauphase wurde mit der Einrichtung der zweiten japanologischen Professur am FB 9: Sprach- und Kulturwissenschaften und der Ausarbeitung der neuen BAMA-Studiengänge abgeschlossen. Zu den Studiengängen gehört auch ein temporärer MA-Studiengang für die im Rahmen der von der Landesregierung beschlossenen Zentrenbildung nach Frankfurt beorderten Studierenden des Japanzentrums Marburg.


Die Japanologie Frankfurt 2009-2015

Die Aufbauphase wurde mit der Einrichtung der zweiten japanologischen Professur am FB 9: Sprach- und Kulturwissenschaften, die Prof. Dr. Michael Kinski seit April 2009 innehat, und der Ausarbeitung der neuen BA-/MA-Studiengänge abgeschlossen.

2010 wurden die beiden ersten universitätsweiten Partnerschaftsabkommen mit japanischen Hochschulen unterzeichnet, zunächst mit der Dôshisha Universität, dann mit der Staatlichen Universität Ôsaka. 2011 kamen zunächst als Fachbereichspartnerschaften konzipierte Abkommen mit der Staatlichen Universität Tôkyô (Komaba) und der Rikkyô Universität (Geisteswissenschaftliche Fakultät) hinzu.

Anlässlich der Dreifachkatastrophe in Fukushima begleitet die Japanologie Frankfurt die Entwicklungen in Japan seit April 2011 mit Vortragsreihen und Sonderveranstaltungen. Ferner wurde, in Zusammenarbeit mit der Japanologie Leipzig, die „Textinitiative Fukushima“ ins Leben gerufen, deren Ziel es ist, mit ihren Aktivitäten – einem Arbeitskreis und einer eigenen Internetseite – ein Japan nach „Fukushima“ zu erschließen. Die Seite wurde bislang fast 270.000 Mal aufgerufen.

Seit dem Winter­semester 2011/2012 wurde das Masterstudium neu gestaltet. Der MA-Studiengang „Japan in der Welt: Globale Herausforderungen, kulturelle Perspek­tiven“ trägt aktuellen Entwicklungen in Japan und in der Japanforschung Rechnung, wobei er auch strukturell im Hinblick auf ein kompaktes, zielorientiertes Studium optimiert wurde. Er befasst sich mit Japan als wichtigem Global player. Im Einzelnen sind zum Beispiel der japanische Globalisierungsdiskurs, Makrodiskurse zur japanischen Gegen­warts­kultur, Werte­fragen und japanische Sinnorientierungen, die Neupositionierung Japans als Lifestyle-Nation, innovative Technologien, die mediale Repräsentation von Armut, das japa­nische Menschenbild im 21. Jahrhundert sowie im Speziellen literarische Bestimmungen von „Glück und Unglück“ und „Kindheit / Kindheitsbilder in Japan“ Lehr- und Forschungsthemen. Ziel des forschungsorientierten Masterstudiengangs ist es, die Studierenden zu selbst­ständiger Forschung auf fortgeschrittenem Niveau zu befähigen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Felder Globalisierung, japanische Kultur- und Identitätsdiskurse, die Frage nach „japanischen Traditionen“, ideologischen Ausrichtungen und Zukunftsmodellen sowie die Frage nach Menschenbildern, ethischen Perspektiven und sozialer Gerechtigkeit. Die genannten Themen werden sowohl im historisch-geistesgeschichtlichen Rahmen behandelt, wie sie auch als künstlerisch-literarische Repräsentationen einer zunehmend komplexer werdenden Gegenwart gesichtet werden.

Zum 100-jährigen Jubiläum der Goethe-Universität Frankfurt im Jahr 2014 organisierte die Japanologie in Kooperation mit dem Museum Angewandte Kunst Frankfurt sowie dem Klingspor Museum Offenbach die Ausstellung „Japan auf Reisen“.


Die Japanologie aktuell

Im Mai 2021 feiert die Japanologie an der Goethe-Universität ihr 40-jähriges Bestehen.

Link: 40 Jahre Japanologie an der Goethe Universität