Magisterabschlussarbeit Meike Nelly Nederveld (M.A.)

Struktur und Motive dreier ausgewählter Stücke aus Mishima Yukios Kindai nōgakushū.

Frankfurt am Main: Magisterarbeit an der J.W. Goethe-Universität, Fachbereich Sprach- und Kulturwissenschaften, 2016. 105 Seiten + 78 Seiten Übersetzungsteil, 3 Abbildungen.

Die Arbeit bietet eine Einführung in Mishima Yukios Sammlung von Adaptionen klassischer -Stücke in moderne Dramentexte. Nach einer Diskussion des Forschungsstandes sowie einem Überblick über Rezeptions- und Aufführungsgeschichte der Texte folgen kurze Inhaltsangaben und Einordnungen der Stücke.

Im Analyseteil werden drei ausgewählte Stücke – Kantan, Dōjōji und Yoroboshi – genauer untersucht. Die Vorgehensweise geschieht in drei Schritten. Zunächst wird die Adaptionsgeschichte des Stoffes nachgezeichnet, die teilweise über das -Stück hinausgeht. Dann erfolgt eine gegenüberstellende Zusammenfassung des jeweiligen -Stücks und seiner Adaption. Anschließend werden Struktur und Motive der Adaption, sowie deren jeweiliges Verhältnis zur Vorlage betrachtet. Hierbei wird insbesondere herausgearbeitet, dass Kantan, das sogar eine weitere Adaption in Form der Star Trek Folge „The Inner Light“ erfuhr,  von einer Inversion der Motive (der Traum vom Erfolg wird zu einem Traum der Verweigerung) bestimmt ist, während Dōjōji die Auf-und Abwärtsbewegungen, die die Vorlage bestimmen, parallelisiert – aus Buddhismus wird dabei Kapitalismus. Entsprechend der Thematik wurde für die Analyse von Dōjōji Lotmans Raumsemiotik herangezogen. Yoroboshi stellt sich als motivisch-strukturelles Spiegelbild zu Kantan heraus, bestimmt von der Spannung zwischen Nietzsches „Urtrieben der Kunst“.

Der abschließende Diskussionsteil beinhaltet eine kritische Auseinandersetzung mit Mishimas destruktivem Umgang mit den Motiven der Vorlagen, eine Formulierung des Leitmotivs des „Todes im Leben“ als „Katzenzustand des Menschen“ sowie eine Diskussion von Mishima im Kontext von Konzepten von ikai, Selbstexotisierung und Postkolonialität.    

Im Anhang finden sich selbst angefertigte literarische Übersetzungen der drei behandelten Stücke. Kantan und Dōjōji sind damit erstmals aus dem Japanischen direkt übersetzt (bisher erfolgte die Übersetzung nur über die englische Ausgabe) und Yoroboshi erstmals überhaupt ins Deutsche.

Meike Nederveld hat ihr Studium im Hauptfach Japanologie mit Auszeichnung abgeschlossen.