Moderne und gegenwärtige japanische Lyrik

Dr. Christian Chappelow

Moderne und zeitgenössische Lyrik mit den Schwerpunkten Lyrik und Politik sowie Lyrik im Zeichen des Atomaren

Die Bezeichnung „Gegenwartsgedicht“ (gendaishi) ist Sammelbegriff für formal freie Ausdrucksformen in der japanischen Lyrik. Mit Ursprüngen in der Meiji-Zeit (1868-1912) und ersten Höhepunkten in den Taishô-Jahren (1912-1926) spiegelt sich in der Literaturform des shi das Erbe des literarischen Modernismus, des europäischen Einflusses und eines an die moderne Lebensumwelt angepassten Literaturverständnisses. Das gendaishi ist heute als eine der zwei großen Lyrikströmungen des Landes wahrzunehmen (neben dem japanischen Kurzgedicht; vor allem Haiku und Tanka) und ist um eigene Verlage, Zeitschriften, Literaturpreise, Kritiker und Gruppierungen formiert.

Im Kontext der japanologischen Literaturwissenschaft ist das gendaishi ein unterrepräsentiertes Thema mit vergleichsweise wenigen Einzelstudien und literaturgeschichtlichen Verortungen. Diese Erkenntnis war wegbereitend für das Forschungsprojekt „Gegenwartslyrik“ der Japanologie Frankfurt, das 2014 mit Arbeiten zum Post-Fukushima-Gedicht ins Leben gerufen wurde. Das Thema Lyrik wurde fortan in Veröffentlichungen, Panels, Vorträgen, Workshops, Lesungen, Posterpräsentationen und 2022 mit einer Publikation zum Anti-Atom-Lyriker Wakamatsu Jôtarô aufgegriffen. Der Fokus der Frankfurter Forschung liegt auf der Darstellung jüngerer Zeitgeschichte im japanischen Gegenwartsgedicht und insbesondere dem Thema des Atomaren.

In Seminaren und Übungen ist das Thema der Gegenwartslyrik thematischer Bestandteil des Schwerpunkts Literatur und Kultur. Im Wintersemester 2015/2016 wurde die "Arbeitsgemeinschaft Lyrik" ins Leben gerufen, in der Studierende des Faches Klassiker dieser Literaturform im japanischen Original lesen und sich an der Lyrikübersetzung erproben.


Weitere Informationen: Dr. Christian Chappelow / chappelow[at]em.uni-frankfurt.de