Vortrag J.Kozic

Josko Kozic, M.A. (Religionswissenschaft Heidelberg): "Zu Shugendô forschen: Feldstudien und Forschungsdesign bei einem religionswissenschaftlich-japanologischen Thema"

Semestereröffnungsvortrag

Im Zuge aus Japan stammender und mit Begriffen wie „Spiritualität“ in Verbindung gebrachter Trenderscheinungen wie Zazen, Mindfulness, Power spots oder Waldbaden erlebt auch Shugendô, eine synkretistische und auf die Verehrung von Bergen spezialisierte Religion, einen stetig wachsenden Boom.

Viele Shugendô-Gruppen Japans repräsentieren sich inzwischen auch in sozialen Netzwerken, gründen neue, offenere Partizipationsstrukturen, während sich auf globaler Ebene Shugendô als solches immer weiter ausbreitet und dazu beigetragen hat, von diesem inzwischen als „transnationale Religion“ auszugehen (Shayne Dahl 2021). Hinter dieser stetig ansteigenden Popularität könnte die Tendenz eines wachsenden Interesses an einer „für die Augen unsichtbaren Welt“ (Roth, 2019) stehen, sozusagen als möglicher Nachfolger der seishin sekai aus den 1980er und 1990er Jahren. Neben einem öffentlichen Interesse an „japanischer Spiritualität“ fungiert Shugendô mitunter auch als Instrument in nationalen Identitätsdebatten und brisanten Diskussionen rund um Weltkulturerbe und Denkmalschutz. In japanischen Diskursen wird Shugendô zudem nicht selten als „primordiale Religion“ Japans bezeichnet, welcher das Potenzial innenwohnen soll, die Welt gerade in Krisenzeiten friedlicher und sicherer zu machen.

Im Vortrag werden zum einen Fragen behandelt, wie weit Shugendô im Zuge seiner Popularisierung von seinen ursprünglichen Werten losgelöst, rematerialisiert und neu gebranded wird, ob sich Shugendô als „moderner Buddhismus“ klassifizieren ließe oder ob man es gar als Teil einer materialisierten Form von Nihonjin-ron sehen sollte. Zum anderen erläutert der Referent sein Forschungsdesign und die Punkte, die es zu beachten gilt, wenn man Feldstudien vor Ort durchführt.

Josko Kozic ist Promovierender im Fach Religionswissenschaft an der Universität Heidelberg. Nach seinem Studium der Japanologie und Südostasienwissenschaften an der Goethe-Universität in seiner Heimatstadt Frankfurt am Main zog er vor fünf Jahren nach Japan. Derzeit lebt er in Yokohama, und arbeitet an seiner Dissertation über zeitgenössischen Shugendō. Für seine Feldforschungen besucht er häufig die Regionen Sanin und Kansai. Seine Forschungsinteressen sind Aspekte der materialen Religion des Hinduismus und Buddhismus, Tempel und ländliche Revitalisierung sowie Sprachen Zentral-, Süd- und Südostasiens. Er ist in mehreren Forschungsgruppen tätig und veröffentlicht Übersetzungen, Artikel und Medienkommentare.

Seite des Instituts für Religionswissenschaft, Uni Heidelberg

Datum: 28.4.2022, 13 Uhr

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