Magisterabschlussarbeit Damian David Jungmann (M.A.)

Analyse zentraler Motive im literarischen Werk des japanischen Autors Murakami Ryû am Beispiel repräsentativer Romane.

Frankfurt am Main: Magisterarbeit an der J.W. Goethe-Universität, Fachbereich Sprach- und Kulturwissenschaften, 2016. 110 Seiten.

Seit seinem kontrovers diskutierten Debütroman Kagirinaku tômei ni chikai burû (1976) und nunmehr vierzig Jahren, zählt Murakami Ryû zu den festen Größen auf dem japanischen Literaturmarkt. Literaturkritiker wie Nakamata Akio verorteten Murakami Ryû, gemeinsam mit Murakami Haruki, im Zentrum eines literaturgeschichtlichen Paradigmenwandels und sprachen von einer „Murakami Revolution“. Die literaturwissenschaftliche Forschung (innerhalb und außerhalb Japans) hat sich mit Murakami jedoch bisher nur sehr zögernd auseinandergesetzt.

Diese Arbeit stellt den Versuch einer Werkschau dar. Ihr Fokus liegt auf den zentralen Themen und Motiven, die anhand einer umfangreichen Auswahl von relevanten Romanen herausgearbeitet und diskutiert werden sollten. Angeknüpft wurde hierzu an bisherige Beobachtungen, die Murakamis literarisches Werk gerne in die Kategorien „autobiographische Romane“,  „gesellschaftskritische Romane“ sowie „dystopische Romane“ einzuteilen suchten, um so eine systematische Annäherung an sein Werk zu ermöglichen.

Es konnten für jede der Kategorien zentrale Motive herausgearbeitet werden. So sind die autobiographisch gefärbten Texte geprägt durch das Motiv der „Stützpunktstadt“, einem Gegenmodell zu einer forciert homogenen, abgeschlossenen, „autistischen“ japanischen Gegenwartsgesellschaft, gegen die die Protagonisten (etwa in Koinrokkâ beibîzu) mit Gewalt, Delinquenz oder Selbstzerstörung rebellieren. Die gesellschaftskritischen Romane greifen (oft schockierende) Themen aus dem Mediendiskurs auf (Schulmädchen-Prostitution, sexueller Missbrauch, hikikomori), die als Schattenseite der „Mainstream“-Konsumgesellschaft aufgezeigt werden. Die Spannung zwischen dem kosmopolitischen Chaos der (imaginierten) Stützpunktstadt und der erstickenden Gegenwartsgesellschaft bildet schließlich die Ausgangssituation für die „dystopischen“ Texte – Untergangsfantasien und Parallelwelten, in denen die Protagonisten Gefallen an schöpferischer (Selbst-)Zerstörung finden, die sich nun nicht mehr auf der individuellen, sondern auf (inter-)nationaler Ebene abspielt.

Damian David Jungmann hat sein Studium im Hauptfach Japanologie mit Auszeichnung abgeschlossen.