Dr. Momoko Inoue (Japanologie Tübingen): "Literarische Sprache als Mittel zur Wahrnehmung der atomaren Katastrophe"

Elfriede Jelinek nahm in ihren Werken als eine der ersten deutschsprachigen Schriftsteller/innen zu der Dreifach­katastrophe von Fukushima 2011 Bezug. Ihr erstes Theaterstück zu diesem Thema Kein Licht kam bereits nach einem halben Jahr im Stadttheater Köln auf die Bühne. Später verfasste die österreichische Nobelpreisträgerin das zweite Stück Epilog? (2012) sowie das dritte Prolog (2013). Meist werden die drei Theatertexte unter dem Titel Kein Licht betrachtet.
Der fortlaufende Veröffentlichungsstil, der vor allem seit zwei Jahrzehnten als eines der Markenzeichen der Autorin genannt werden kann, zeigt ihr Interesse an aktuellen Ereignissen und ihre sprachkünstlerisch-ästhetische und zugleich kritische Auseinandersetzung damit als Schriftstellerin. Dieser Vortrag befasst sich insbesondere mit der Frage, wie Jelinek in dieser Theaterstückreihe die sinnlich nicht erkennbare Strahlung in ihrer literarischen Darstellung wahrnehmbar macht.

"Kein Licht" (Regie: Ney Hasegawa) © ITIJAPANCENTRE

Momoko Inoue studierte an den Universitäten Tsukuba, Tübingen und Münster Neuere Deutsche Literaturwissenschaft und Soziologie und promovierte 2013 mit einer Dissertation über Jelineks De-Montage aktueller Gesellschaftsereignisse im Kontext klassischer griechischer Literatur, die den Preis für die beste Dissertation des Instituts für Literatur und Linguistik der Universität Tsukuba verliehen bekam. Nach ihrem Studium arbeitete sie an den Universitäten Tsukuba und Senshû als Lektorin für Deutsch und ist seit dem letzten Wintersemester am Seminar für Japanologie der Eberhardt-Karls-Universität Tübingen tätig. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen u.a. auf der Gegenwartsliteratur, Interkultureller Kommunikation, Sprachdidaktik und den Theatertexten von Elfriede Jelinek, insbesondere auf dem Chor (mit dem Aufsatz "Im Tummelfeld der Sprache. Die Bedeutung des Akustischen in Elfriede Jelineks Sportchor" ist sie von der der Gesellschaft zur Förderung der Germanistik und der Gesellschaft für österreichische Literatur in Japan ausgezeichnet worden).

Datum: 25. Oktober 2018, 18 Uhr c.t.
Ort: Campus Bockenheim, Gebäude Juridicum, Raum 717

Die Veranstaltung kann besucht werden von Studierenden aller Semester des Faches Japanologie. Die Teilnahme und das Verfassen eines Protokolls werden im Sinne der Studienordnung für den Erwerb von CP (Modul J9) angerechnet.