Vortrag Prof. Dr. Jaqueline Berndt (Universität Stockholm): "Japanischer Neo-Pop: Ein Phänomen der 1990er Jahre?"

2015 veröffentlichte der Verlag Shogakukan eine weitere jener Serien monumentaler Bildbände zur japanischen Kunst (Nihon bijutsu zenshū), die im Japan des 20. Jahrhunderts eine außergewöhnliche, durchaus kulturspezifische Popularität genossen. Der neunzehnte und vorletzte Band, vom Kunstkritiker Sawaragi Noi ediert, ist den Jahrzehnten von 1945 bis 1995 gewidmet und beleuchtet unter anderem das Verhältnis von zeitgenössischer Kunst und Comics (Manga). Die Weitung des Gegenstandsbereichs war als solche ein Novum; die Periodisierung wiederum legt nahe, dass Manga in den neunziger Jahren die meiste künstlerische Aufmerksamkeit erfahren hat und seither immer weniger interessiert. Das zeigt sich auch im kunstkritischen Diskurs. Inwiefern sich japanische Themen nicht nur in kunsthistorischen und sozialkritischen, sondern auch mangakulturellen Bezügen ästhetisch bearbeitet finden, soll nach einem Rückblick auf die Pionierleistungen Murakami Takashis anhand der jüngeren Arbeiten von Yamaguchi Akira und Aida Makoto vorgeführt werden.

Jaqueline Berndt ist Professorin für Japanische Sprache und Kultur an der Universität Stockholm mit dem Schwerpunkt populäre Medien und visuelle Künste. 1991 wurde sie in Ästhetik/Kunstwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin promoviert. Bis 2016 war sie an japanischen Universitäten tätig, seit 2009 als Professorin für Comics-Theorie an der Kyoto Seika University. Zu ihren Buchpublikationen zählen die Sammelbände Reading Manga (hg. mit Steffi Richter, 2006) und Manga’s Cultural Crossroads (hg. mit Bettina Kümmerling-Meibauer, 2013) sowie die Monographie Manga: Medium, Kunst und Material (2015).

Abbildung: Ausschnitt aus Yamaguchi Akira Subway Diagram, 2007 (fotografiert von Jaqueline Berndt in der Ausstellung Spirits of Nature, Nordiska Akvarellmuseet, Skärhamn, Oktober 2017).

Datum: 11. Juni 2018, 18 Uhr, c.t.
Ort: Campus Bockenheim, Juridicum, Raum 717

Die Veranstaltung kann besucht werden von Studierenden aller Semester des Faches Japanologie. Die Teilnahme und das Verfassen eines Protokolls werden im Sinne der Studienordnung für den Erwerb von CP (Modul J9) angerechnet.