Vortrag Dr. Daniel Bürkner: "Phantombilder - Atomare Katastrophen in der Fotografie"

Seeing is believing. Aber was, wenn die Ursache einer Katastrophe unsichtbar ist? Atomare Katastrophen, seien es zivile Unfälle oder militärische Angriffe – haben immense Folgen. Und doch bleiben sie in ihren Bildern überraschend ungreifbar. Was bedeutet das in einer Welt, die Bewusstsein für Ereignisse und globale Zusammenhänge zunehmend durch Bilder generiert? Die Bilder von Hiroshima und Tschernobyl zeigen zentrale Kontinuitäten, die bis in die aktuellen Auseinandersetzungen mit Fukushima hineinreichen und vielleicht dazu beitragen, die Mischung aus Unverständnis und Mythos zu ergründen, mit der derartige Ereignisse wahrgenommen werden.

Die Fotografie spielt dabei eine besondere Rolle: Seit jeher wird sie für die Darstellung des Unsichtbaren herangezogen. Fotografie wird damit vor allem eines: Die Jagd nach einem Phantom. Der Vortrag untersucht die Bilder aus einer fotografietheoretischen und bildwissenschaftlichen Perspektive. Untersucht werden Fotografien aus Journalismus, Kunst und Populärkultur, die einerseits motivisch, andererseits über das Medium selbst versuchen, die Ereignisse in Bilder zu fassen.

Datum: 6. Juli 2017, 18 Uhr c.t.
Ort: Juridicum, Raum 717

Die Veranstaltung kann besucht werden von Studierenden aller Semester des Faches Japanologie. Die Teilnahme und das Verfassen eines Protokolls werden im Sinne der Studienordnung für den Erwerb von CP (Modul J9) angerechnet.

Bild: Kenji Yanobe: „Ferris Wheel 2, Chernobyl“, 1997. Der japanische Künstler Kenji Yanobe nutzt die Sperrgebiete Tschernobyls zugleich als historischen Schauplatz und Ort eines fiktionalen Narrativs. Sein Alter Ego "Atom" wandert in der Tradition japanischer Science Fiction durch ein kontaminiertes, postapokalyptisches Areal.