Vortrag Dr. Till Knaudt (Japanologie Heidelberg): "Theorie und Praxis in der japanischen Neuen Linken nach 1968"

Das Verhältnis zwischen politischer Theorie und ihrer Umsetzung in Praxis war schon immer ein zentrales Problem der japanischen Linken. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts hatten sich japanische Aktivisten, die die Kader der kurzlebigen Kommunistischen Partei Japans oder der Sozialen Massenpartei bildeten, zunächst als junge Studenten in den intellektuellen Zirkeln der staatlichen Universitäten bewegt. Auch für die Neue Linke, welche gewissermaßen für den politischen Überbau der Studentenbewegung von ‚1968‘ zuständig war, ist das Verhältnis zwischen Elitenbildung und Praxis im politischen Alltag in der Forschung als unauflösliches Dilemma, als „Identitätskrise“ (Oguma) präsentiert worden. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass in Japan schon in den 1920er Jahren, und dann vor allem in der Zeit während und nach der Studentenbewegung von 1968, sich Theorie und Praxis nicht ausschlossen, sondern sich gegenseitig bedingten. Anhand von Beispielen, wie dem Settlement der Reichsuniversität Tōkyō in den 1920er Jahren oder der Beteiligung der studentischen Neuen Linken an der Minderheitenbewegung in den frühen 1970er Jahren, soll die Kontinuität der Dynamik von Theorie und Praxis beleuchtet werden.

Datum: 27. April 2017, 18 Uhr c.t.
Ort: Campus Bockenheim, Juridicum, Raum 717

Die Veranstaltung kann besucht werden von Studierenden aller Semester des Faches Japanologie. Die Teilnahme und das Verfassen eines Protokolls werden im Sinne der Studienordnung für den Erwerb von CP (Modul J9) angerechnet.