Vortrag Dr. Pia Schmitt (Goethe-Universität): Symbole, Studienobjekte, Sensationen - Elefanten und andere exotische Tiere im frühneuzeitlichen Japan


Ab dem 18. Jahrhundert gelangten trotz eingeschränkter Handelsbeziehungen mehr und mehr exotische Tiere nach Japan: In den Händen von Schaustellern ließen Elefanten, Dromedare, Kasuare oder Leoparden auf den Märkten in Edo, Ôsaka und Kyôto schaulustige Menschenmengen zusammenströmen, und brachten sie zum Staunen. Als misemono („Schauobjekte“) wurde ihre Wildheit gekonnt in Szene gesetzt und die Fremdheit inszeniert. Bücher verbreiteten das zeitgenössische Wissen über die exotischen Gäste, und Gegenstände wie ukiyo-e Drucke oder mit Abbildungen des Tieres verzierte Pillenschachteln und Schwertstichblätter, die bei den Tierschauen erworben werden konnten, erinnerten die Besucher an die außergewöhnlichen Begegnungen. Zum Teil nahmen diese Dinge gar die Funktion von Talismanen an und zeugten von der nahezu kultischen Verehrung, welche den Wesen aus der Fremde mitunter zuteilwurde.

Hinter den Gitterstäben von Tierkäfigen sehen Baratay und Hardouin-Fugier zahlreiche Aspekte der Mensch-Tier-Beziehungen einer Epoche gespiegelt: „Abscheu und Faszination, der Wille zur Aneignung, zur Beherrschung und zur Erkenntnis, die allmähliche Anerkennung der Komplexität und Eigenart verschiedener Lebensformen und vieles mehr“ (2000: 9). Mit Fokus auf Elefanten macht es sich der Vortrag zur Aufgabe, die Wahrnehmungsweisen und Bedeutungszuschreibungen, die exotische Tiere im frühneuzeitlichen Japan erfuhren, zu skizzieren.

Ort: Campus Bockenheim, Gebäude Juridicum, Raum 717
Zeit: 22. Juni 2016, 18 Uhr c.t.