江戸文庫 - Edo bunko


Im Jahr 1982 entdeckte der Frankfurter Japanologe Prof. Dr. Ekkehard May (*1937) im Keller des ehemaligen Institutsgebäudes in der Dantestraße einen Schatz: Verstaubt, unter Stapeln alter Zeitungen versteckt, fand er etwa 70 vergilbte und von Wurmfraß gezeichnete Hefte. Diese entpuppten sich als japanische Holzblockdrucke der mittleren bis späten Edo-Zeit (1600–1868). Die Herkunft der Schriftstücke ist nicht mehr rekonstruierbar. May vermutet, dass sie vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 1950er von Sammlern und Kunstliebhabern erworben und an das damalige China-Institut verkauft oder abgegeben wurden.

Dieser Fund bildet den Grundstock der Sammlung vormoderner japanischer Texte an der Goethe-Universität, die May im Laufe der Zeit durch Zukäufe auf circa 100 Werke und Werkfragmente erweiterte. Diese Auswahl erhielt den Namen Edo bunko 江 戸文庫, „Edo-Bibliothek“, ein gleichnamiger Katalog aus dem Jahr 2003 vermittelt eine Übersicht über den Bestand. Einige Schüler Mays machten einzelne Titel in der Form kommentierter Übersetzungen und textkritischer Untersuchungen zum Forschungsgegenstand ihrer Magisterarbeiten oder Dissertationen.

Die Mischung aus literarischen Werken, wissenschaftlichen Abhandlungen und Sachbüchern wird heute in der Japanologie als Material zum Studium vormoderner Sprache und Literatur verwendet. Im Sommer 2014 wurde außerdem in Zusammenarbeit mit dem Klingspor-Museum in Offenbach eine Ausstellung zum Thema „Japan auf Reisen“ mit ausgewählten illustrierten Texten gezeigt.


Literatur

Ekkehard May: 江戸文庫 Edo bunko Die Edo Bibliothek. Ausführlich annotierte Bibliographie der Blockdruckbücher im Besitz der Japanologie der J. W. Goethe-Universität Frankfurt am Main als kleine Bücherkunde und Einführung in die Verlagskultur der Edo-Zeit, Wiesbaden 2003.