„Cultural Power Asia“

IZO Inauguralkonferenz 13.-15. November 2008

Die Kulturwissenschaften forschen zu Manga, Anime und ‘Cool Japan’

PART III: The Impact of Culture
“The Impact of Culture: Japanese Culture in
Europe and Asia

15. November 2008

 

Die Japanologie am FB 9: Sprach- und Kulturwissenschaften (Lisette Gebhardt und Cosima Wagner) organisierte die kulturwissenschaftliche Sektion “The Impact of Culture: Japanese Culture in Europe and Asia” auf der großen Inauguralkonferenz des Interdisziplinären Zentrums für Ostasienstudien (IZO).

Vier Referenten aus Übersee und Europa befassten sich mit dem bemerkenswerten und in der Forschungsszene zur Zeit viel diskutierten Phänomen „Cool Japan“ bzw. mit dem globalen Erfolg japanischer populärkultureller Produkte wie etwa Manga und Anime. “The Impact of Culture: Japanese Culture in Europe and Asia” schließt damit an die vorangegangenen nationalen und internationalen Konferenzen zur japanischen Populärkultur in Paris, Berlin und Tôkyô an und erweitert die bislang diskutierten Perspektiven – vor allem im Hinblick auf eine stichhaltige Rezipientenanalyse und auf eine nicht von eigenen Projektionen geleitete theoretische Einschätzung des komplexen Phänomens jenseits schillernder Etiketten wie „japanische Postmoderne“ oder „Techno-Animismus“.

Bernd Dolle-Weinkauff (Institut für Kinder- und Jugendbuchforschung, Universität Frankfurt) und Jean Marie Bouissou (Centre d’Etudes et de Recherches Internationales, CERI, Paris), Mitglieder des European Manga Network, präsentierten die Ergebnisse ihrer von 2006 bis 2007 in Frankreich, Italien, Deutschland und der Schweiz unter 1200 Manga-Lesern durchgeführten Umfrage zur Rezeption japanischer Comics. Dolle-Weinkauff stellte in seinem Beitrag „The Impact of Manga Lecture on German Youth – Results of  a Survey” die Ergebnisse der Befragung auf deutscher Seite vor, Bouissou zog in seinen „Popular Culture As  A Tool For Japanese Soft Power: Myth or Reality? The Case of Manga in Four European Countries“ betitelten Ausführungen eine Bilanz der Untersuchungen. Während Dolle-Weinkauff länderspezifische Unterschiedlichkeiten, Wandlungen im gender-Bereich und einen Einfluß auf die Werteorientierung der Jugendlichen beobachtete, relativierte Bouissou die These von einer erfolgreichen „Cool Japan“-Offensive bzw. zog es grundsätzlich in Zweifel, dass Manga-Leser sich mit ihrer Lektüre Japan annäherten oder Manga eventuell nur deshalb lesen würden, weil sie „japanisch“ seien. Auch Hyung Gu Lynn (University of British Columbia/Vancouver) verdeutlichte im Vortrag “Narcissus at the Pool? Desiring ‘Cool Japan’” mit seinen differenzierten Überlegungen zu Wahrnehmungsperspektiven und  multiplen Transkulturationen japanischer populärkultureller künstlerischer Erzeugnisse, dass „Cool Japan“ eine Projektionsfläche für viele Ambitionen darstellt. Susan Napier (Tufts University, USA), Literatur- und Kulturwissenschaftlerin und eine bekannte Pionierin der Manga- und Anime-Forschung, bettete die Beiträge in ihrem abschließenden Kommentar in die aktuelle internationale Debatte ein und ermutigte die Referenten nachdrücklich ihre Ansätze weiterzuverfolgen.

Spannend verlief auch die abschließende angeregte Diskussion. Ertragreich war hier neben vielen anderen wertvollen Kommentaren vor allem der Beitrag von Marco Pellitteri aus Italien, ebenfalls Mitglied des European Manga Network; Pellitteri, selbst Verfasser eines Bandes zur japanischen Populärkultur, wird im übrigen im Juni 2009 an der Japanologie der Universität Frankfurt zum Thema der italienischen Japanforschung in Sachen Populärkultur sprechen.

 

Teilnehmer und ihre Aktivitäten

Bernd Dolle-Weinkauff (Institut für Kinder- und Jugendbuchforschung, Universität Frankfurt)

Jean-Marie Bouissou (Centre d’Etudes et de Recherches Internationales, CERI, Paris)

Hyung Gu Lynn (University of British Columbia/Vancouver)

Susan Napier (Tufts University, USA)

Moderation

Lisette Gebhardt
„Cool Japan-Artikel“

Cosima Wagner
„Cool Japan-Arbeitskreis“